Ethische Beratung zur Entscheidungsfindung
Sie haben ethische Bedenken oder Einwände bei der Entscheidung zu einer Therapie, einem Therapieabbruch oder einer sonstigen medizinischen Maßnahme? Unsere Ethikberatung unterstützt Sie dabei, gemeinsam Lösungen im Falle eines ethischen Konfliktes zu finden, die von allen Beteiligten mitgetragen werden.
Ethische Fragen, besonders wenn es um Leben und Tod geht, können Patienten und Angehörige ebenso wie Ärzte und Pflegende vor schwierige Entscheidungen stellen. Nicht jede medizinische Maßnahme ist für den einzelnen Patienten gleichermaßen sinnvoll oder gewünscht. Dies gilt ganz besonders, wenn der Wille des Patienten – selbst bei Vorliegen einer Patientenverfügung – nicht eindeutig festzustellen ist. In solchen Konfliktsituationen können Sie sich an unsere ambulante Ethikberatung wenden, die Ihnen und allen Beteiligten im Rahmen einer ethischen Fallbesprechung moderierend und beratend zur Seite steht.
Ziel der Ethikberatung ist es, die individuell beste Behandlungsmöglichkeit zu finden und diese ethisch fundiert und für alle nachvollziehbar zu begründen. Die Ergebnisse der Fallbesprechung haben empfehlenden Charakter für den Arzt.
Antworten auf Ihre Fragen
Die Ethikberatung bietet eine Entscheidungshilfe in ethischen Konfliktfällen, die auf Seiten des Patienten und der Angehörigen oder auch beim therapeutischen Team auftauchen können.
Mögliche therapiebezogene Fragestellungen
- Entscheidung zwischen heilendem (kurativem) oder linderndem (palliativem) Therapieansatz
- Ein Behandlungsprozess macht keine Fortschritte
- Abwägen zwischen medizinischer Maßnahme, Lebenserwartung und Lebensqualität
- Fragen der künstlichen Ernährung und Flüssigkeitsgabe
- Unsicherheit, was im akuten Notfall bei einer lebensbegrenzenden Erkrankung zu tun ist
Mögliche Fragestellungen auf Seiten des Patienten oder der Angehörigen
- Unverständnis oder Ablehnung gegenüber einer Behandlung
- Unklarheit gegenüber dem mutmaßlichen Willen des Patienten über eine diagnostische oder therapeutische Maßnahme
- Unsicherheit im Entscheidungsprozess
Mögliche Fragestellungen auf Seiten der ärztlichen oder pflegerischen Fachkräfte
- Gewissenskonflikte bei der Durchführung oder Fortsetzung einer Behandlung
- Unterschiedliche ethische Auffassungen im therapeutischen Team
Alle Personen, die in den Fall involviert oder an der Behandlung und Betreuung des Patienten beteiligt sind, können bei uns eine Ethikberatung beantragen:
- Patienten und Angehörige
- Ärzte, Therapeuten und Pflegefachkräfte
- Beschäftigte in der Klinik oder Pflegeeinrichtung
- Ehrenamtliche (ambulanter Hospizdienst)
Über unser digitales Anmeldeformular können Sie sich hier zu einer Ethikberatung anmelden: Anmeldung online
Sie können das Formular auch herunterladen und uns ausgefüllt auf dem Postweg zusenden.
Postadresse
Palliativnetz Lörrach
Am Kesselhaus 5
79576 Weil am Rhein
Die Ethikberatung bringt die persönlich Betroffenen und alle an der Behandlung
beteiligten Personen an einen Tisch, um die Situation in ihrer Gesamtheit darzustellen und
die unterschiedlichen Perspektiven gemeinsam zu beleuchten und zu reflektieren. Das
strukturierte Gespräch wird von unserer Moderatorin geleitetet mit dem Ziel, innerhalb
eines begrenzten Zeitraums zu der ethisch am besten begründeten Entscheidung zu
gelangen.
Teilnehmende sind:
- der Antragstellende
- der Patient (wenn möglich)
- betroffene Angehörige
- das ärztliche und pflegerische Behandlungsteam
- die Moderatorin der Ethikberatung
- Mitglieder der Ethikberatung, die nicht in die Behandlung und Pflege eingebunden sind
Durch die unterschiedlichen Einschätzungen der verschiedenen Personen und
Berufsgruppen soll eine möglichst ausgewogene und fundierte Handlungsempfehlung
gefunden werden.
Die Einladung zur Fallbesprechung erfolgt telefonisch und schriftlich durch unser
Beratungsteam. Wir bitten um eine gute Vorbereitung auf das Gespräch und Bereitstellung
aller relevanten Informationen.
Die Ethikberatung ist ein Prozess mit dem Ziel, einen Konsens aller Beteiligten über das
weitere Vorgehen zu erreichen. Wenn es erforderlich ist, können dazu auch mehrere
Gespräche stattfinden, um sämtliche Aspekte ausführlich zu betrachten. Die
Fallbesprechung findet vertraulich und unter ärztlicher Schweigepflicht statt. Am Ende
steht ein Votum für das weitere Vorgehen, das einvernehmlich mit allen Teilnehmenden
gefasst wird. Kommt kein Konsens zustande, wird das mehrheitliche Votum als
Empfehlung ausgesprochen. Sollte keine Mehrheit zustande kommen, kann auch keine
Empfehlung ausgesprochen werden.
Die ethische Fallbesprechung hat immer nur beratenden Charakter und wird durch die
Moderatorin protokolliert. Die letztendliche Entscheidung über das weitere Vorgehen liegt
beim verantwortlichen Arzt, der innerhalb einer Woche eine schriftliche Rückmeldung
über seine Behandlungsentscheidung gibt.